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Interessiert, innovativ und begeisterungsfĂ€hig: Junge Frauen haben durchaus Interesse an der Technik – sofern es spannend formuliert ist.

Um 0915 trafen 15 MĂ€dchen im Alter von 10 – 14 Jahren bei der Liip an der Limmatstrasse 183, ZĂŒrich ein. Mehr oder weniger motiviert. Aber sie haben alle den Schritt in die Welt der Informatik gewagt.

Entsprechen sie wirklich dem Stereotyp?

In einer ersten Übung stellte ich ihnen Fragen, bei denen sie sich physisch auf einem Strahl zwischen positiv und negativ entscheiden mussten. Fragen wie: wie geht es dir heute, magst du lieber Rihanna oder One Direction (Rihanna war angesagter), wie gerne magst du den Beruf der TierĂ€rztin, wie interessiert bist du am Internet, wie interessiert bist du an Technik, wie gerne machst du Games.

Resultat:

-> KinderÀrztin: na ja, nicht wirklich

-> Internet: eher weniger

-> Technik: gar nicht

-> Games: auf jeden Fall, sehr sogar

Es war wohl etwa das Bild, das die Gesellschaft von MĂ€dchen hat in diesem Alter. Sie verhielten sich ziemlich genau nach dem Stereotyp. Auch wir von Liip, die diesen Tag mit Begeisterung vorbereitet hatten, waren etwas geschockt. Nicht interessiert an Internet? Aber trotzdem hier?

Der Stereotyp in unseren eigenen Köpfen

Irgendwie war jedoch spĂŒrbar, dass die MĂ€dchen neugierig waren. Mehr und mehr ĂŒber den Tag begannen sie sich zu engagieren.

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Sie analysierten youtube, sie entwarfen anhand der „Design Thinking“ Methodik selbst einen Prototypen einer App (siehe Film) und sie programmierten. SpĂ€testens beim Basteln/Zeichnen der eigenen App war die Begeisterung voll und ganz da und wir sahen Augen leuchten. 15 MĂ€dchen, die sich angeregt austauschten ĂŒber mögliche FunktionalitĂ€ten und Darstellungsweisen eines Buttons. Und dann ging es ans Programmieren. Schnell (viel schneller als das ein Erwachsener könnte) begriffen sie, wie es funktionierte und ganz nach „fail early, fail often“ wurde alles ausprobiert, um ans Ziel zu gelangen.

Das Interesse ist da, aber wir mĂŒssen den Stoff anders rĂŒberbringen

Als wir die MÀdchen beobachteten, mussten wir uns eingestehen: Der Stereotyp ist wohl eher in unseren eigenen Köpfen. Denn: Holen wir diese MÀdchen anders ab und geben ihnen die Verantwortung in die Hand, dann packen sie die Chance gerne. Und machen viel mehr daraus, als wir uns das vorstellen konnten.

Am Schluss des Tages befragten wir die MĂ€dchen nochmals. Entgegen der eigenen Aussagen vom Morgen waren sie nun von der Technik und ihren Möglichkeiten begeistert. Der Tag hat ganz klar gezeigt: Junge Frauen sind durchaus interessiert an und begeisterungsfĂ€hig fĂŒr Technik. Aber zwei Dinge braucht es, um das Interesse an die OberflĂ€che zu bringen:

  1. Wir mĂŒssen unsere eigenen Stereotypen ĂŒber sie aus unseren Köpfen schaffen.

  2. Wir mĂŒssen ihnen zu spĂŒren geben, dass sie wichtig sind in diesen Berufen und dass die Wirtschaft ihre KreativitĂ€t, ihre Logik und ihr Schaffen braucht.

sdr

Diese MĂ€dchen sind unsere Zukunft – wie unterstĂŒtzen?

Ohne Frauen in technischen Berufen hat die Schweiz nicht viel zu gewinnen in einem globalisierten Markt. Und auch die Innovationskraft wird gemindert, wenn wir DiversitÀt nicht fördern.

GemĂ€ss unserer Erfahrung am Zunkunftstag (ja, es ist uns bewusst: es ist nur ein Tag) schien es uns, dass Arbeitsmethodiken, die sehr oft in der Web-Branche genutzt werden, mithelfen, den Wandel herbeizufĂŒhren. Dies aus drei GrĂŒnden:

  1. Die Methodiken spornen die KreativitĂ€t der MĂ€dchen an. Sie bringen sich ein und verlieren die Furcht vor Technik. Plötzlich ist es nicht mehr „Programmieren“, sondern „Kreieren“ – von je her auch eine weibliche BeschĂ€ftigung.

  2. Je diverser eine Gruppe, umso kreativer, da viele verschiedene Gesichtspunkte eingebracht werden. Die MĂ€dchen fĂŒhlen sich in der Umgebung wertgeschĂ€tzt, da auch ihr Gesichtspunkt wichtig ist.

  3. Die Methodiken fördern die Gleichstellung, weil es sich ein Team, das etwas zusammen erreichen will, nicht leisten kann, jemand aussen vor zu lassen.

In diesem Sinne plĂ€diere ich fĂŒr Arbeitsmethodiken, die allen Spass machen und – wie oben beschrieben – durch ihre Mechanismen integrativ wirken und die MĂ€dchen dadurch unterstĂŒtzen.

Total genial : Demonstration einer Smartphone-App, mit der 1. Sek. SchĂŒlerinnen einfacher Geografie lernen – erarbeitet von fĂŒnf MĂ€dchen in 2 Stunden.

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